Rede von Regierungssprecher Walter Schumacher im Frankfurter Hof in Mainz, anlässlich der Vernissage von Nanette Scribas Aquarellausstellung „Unterwegs im Licht“, nachdem die Künstlerin zwei kapverdische Lieder zum Besten gegeben hatte.

Laudatio von

Regierungssprecher Walter Schumacher

anlässlich der Ausstellung von Nanette Scriba „Unterwegs im Licht“, Altstadt Galerie Lehnert, Frankfurter Hof, 21. April 2007

(Nachdem Nanette zwei kapverdische Lieder gesungen hat:)

Was über die Bilder Nanette Scribas zu sagen ist, hat sie gesungen. Und nun ich,  hm.

Vor einigen Jahren war ich einige Stunden auf einer Kapverdischen Insel, Zwischenlandung. So wenige Wörter habe ich gar nicht, um zu beschreiben, wie karg das war.

Nun habe ich erst in den Bildern Nanette Scribas gesehen, wie hell, wie bunt, wie froh, wie licht die Kapverden sind.

Aber das schafft, das erschafft ja die Künstlerin für uns: dass wir sehen, was wir nicht sähen; dass wir hören, was wir nicht hörten; dass wir fühlen; und dass wir erkennen.

„Unterwegs im Licht“ nennt Nanette Scriba ihre Aquarelle, 26 hat sie gemalt auf den Kapverden. In zwei afrikanischen Wintern und im ewigen Frühling der Mainzer Altstadt.

Da die Inseln noch nicht im Tui-Katalog ausgebreitet sind, skizziere ich sie.

Die Kapverdischen Inseln liegen im Zentralatlantik, vor der Küste Afrikas, von 15 Inseln sind 9 bewohnt. Nanette Scribas Insel heißt Maio. Die Geografen unterscheiden die „Inseln über dem Wind“ (Barlavento) und die „Inseln unter dem Wind“ (Sotavento), Maio ist eine Insel unter dem Wind.

Die Republik Kap Verde, seit 1975 unabhängig, war eine portugiesische Kolonie und ist eine Parlamentarische Demokratie mit circa 420 000 Bürgern. Die heutige Regierungspartei hat fünf Buchstaben (PAICV) und ist sozialdemokratisch, das konnte ich Ihnen nicht verschweigen. Seit der Unabhängigkeit der Kapverden hat die Bundesrepublik Deutschland das Land mit Entwicklungshilfe bedacht.

Ich sage das, weil Sie bei dem schönen Wetter doch nicht dazu gekommen sind, nachzuschauen. Ich weiß es seit gestern.

Eine statistische Zahl erklärt, warum in den Bildern Nanette Scribas fast nur junge Menschen zu sehen sind: 75 % der Bevölkerung sind unter 15 Jahren, der
Altersdurchschnitt ist 17,4 Jahre. Das sind Folgen von Hungersnöten und
Auswanderung der Generationen der 40er und 50er Jahre. Die Entwicklung der
Kapverden, die Sterne in ihrer Landesflagge haben und den Wahlspruch „Frieden, Arbeit, Vaterland“, wird als positiv prognostiziert.

Die Kultur der Kapverden habe afrikanische und europäische Elemente, liest man, ihre Musiker sind bei uns bekannter als ihre Maler, Poeten und Literaten, die gar nicht bekannt sind.

Meine Damen und Herren,
Sie merken, ich rede um die Bilder der Ausstellung rum.
Ich bin – ja, schüchtern.

Diese Aquarelle von Nanette Scriba sind so licht und leicht und leise – dass es mir fast indiskret vorkommt, wenn ich mit einer „Laudatio“ poltere.

Und dann ziert man sich auch, die Musikerin mit der Malerin zu interpretieren.

Auch wenn der Vergleich so leicht gezogen ist, dass die Metaphern zu Kalauern
werden: ja, die Musikerin komponiert ihre Bilder, sie arrangiert die Aquarelle.

Ja, die Sängerin verfügt über sämtliche Farb-Töne.
Ja, die Aquarelle haben einen Rhythmus. Und so fort und fort.
Und das alles stimmt ja auch noch.

Nur ist es nicht so, dass eine Musikerin einfach mal zu malen angefangen hätte.
Diese Aquarelle sind nicht das Ergebnis dilettierender Beschäftigung.

Nanette Scriba hat ein Studium der Bildenden Kunst absolviert, mit Auszeichnung, es war vor 20 Jahren. Und dass diese Aquarelle auch „gekonnt“ sind, darf man schon sagen. Der Charme freizeitlicher Liebhaberei in den vielzuvielen Kunstausstellungen, die Kundinnen und Kunden von Sparkassen und Volksbanken in den Schalterhallen vernissieren und finissieren, ist nicht der Grund, warum wir Kunst lieben.

Zu dieser Ausstellung „Nanette Scriba“ hat die Altstadt-Galerie Lehnert einen Katalog gedruckt, mit schönen und klugen, erhellenden Texten und einer Bilder-Auswahl.

Ich empfehle diesen Katalog zu studieren und zu kaufen.

Sie finden darin auch die Beschreibung der Entstehung eines Aquarells. Es entsteht nicht im Freien, sie ist „unterwegs im Licht“ mit der Digitalkamera, die ein Teleobjektiv hat. Die Künstlerin ist diskret, will die Menschen und ihre Insel nicht vorführen und nicht preisgeben. Die Fotos sind wie Skizzen. Am Mal-Tisch werden die Skizzen, die Motive zu gestalteten Bildern.

Und Nanette Scriba ist es von Bedeutung, „einen winzigen, gar nicht benennbaren poetischen Augenblick einzufangen. Es sind sehr flüchtige, magische Momente, die man nur mit einem Gespür für Nuancen entdeckt.“ Sagt sie selbst. Sehen Sie selbst.

Ich zitiere sie:
„Man muss ein bisschen in das Thema, in den einen Moment verliebt sein.“ Gilt für Bilder wie Lieder von Nanette Scriba.

Die Kapverdischen Aquarelle zeigen ihre Liebe, ihre Freude, ihr Glück, ihre
Menschen-Freundlichkeit.

Es ist eine menschfreundliche Kunst, auf der Bühne wie im Foyer.

In Dur und Moll, Schatten und Licht.

Nanette Scriba wird ihre eigene Vernissage mit ihrem eigenen Lied „Vernissage“
beschließen. So folgt dem Lob auf die Künstlerin die Kritik der Künstlerin. Das zeigt, Nanette Scriba ist einzig.

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