Bei einem exquisiten Galadiner im Rahmen der Glorreichen Rheingau Tage in Hattenheim begeisterte die talentierte Sängerin und Songpoetin Nanette Scriba das Publikum mit einer Auswahl an Chansons, die eine Hommage an französische Chansoniers darstellten, und überraschte zusätzlich mit einem chinesischen Lied, was die internationalen Gäste besonders beeindruckte; begleitet wurde der Abend von einer erstklassigen Weinverkostung und einem kunstvollen Menü, kreiert von Spitzenkoch Patrik Kimpel, wodurch eine Atmosphäre geschaffen wurde, die sowohl die Sinne als auch die Kunstliebhaber unter den Gästen erfreute.

Glorreiche Rheingau Tage in der Georg Müller Stiftung: Galadiner und Chansons

Willkommen, ihr guten Momente

Hattenheim. (chk) – “So sehen also Genießer aus”, sagte Nanette Scriba, als sie sich mit ihrer Gitarre ans Mikrofon stellte und prüfend in die Runde blickte. Die Genießer, die im Riesen-Fasskeller der Georg Müller Stiftung um sie herum saßen, hatten bereits eine Führung im Kunstkeller mit erlesenem Fingerfood und edlen Weinen hinter sich, den ersten und zweiten Gang des Galadiners genossen und freuten sich vor dem Hauptgang auf den musikalischen Teil: Chansons mit Nanette Scriba. Die von ihr vorgetragenen Chansons waren eine Hommage an große französische Chansoniers wie Maxime Le Forestier, Barbara und Georges Brassens. Das waren Lieder wie “La fugue d’autrefois”, “Dis, quand reviendras-tu?”, oder “Les copains d’abord”. Außerdem trug Scriba mit ihrer wundervollen Stimme auch deutsch-französische Lieder vor, die sie selbst getextet und komponiert hat: Erinnerungen an ihre Zeit in Frankreich, an Freunde wie Joel, Eric und Pascal und an die zarte erste Liebe. Der französische Schriftsteller André Gide habe sich mit “Adieu, les belles choses” von dieser Erde verabschiedet, erzählte sie. “Dem setze ich ein entschiedenes Bonjour, les belles choses” entgegen, gerade an einem Abend wie heute.” “Willkommen, ihr guten Momente, verdreht mir den Kopf …”, heißt es in ihrem Lied. Die Gäste spendeten begeisterten Applaus und feierten das vorgetragene “Plaisir d’amour” als besonderen Höhepunkt. Nanette Scriba, die sich als Sängerin und Songpoetin im In- und Ausland einen Namen gemacht hat, stellt derzeit auch ihre Aquarelle mit Motiven von den Kapverdischen Inseln in der Georg Müller Stiftung aus. Elvira Mann-Winter sprach einführende Worte zu den ausdrucksstarken Werken. Peter Winter erklärte: “Ich habe das Weingut aus zwei Gründen gekauft, das sind einmal die guten Weinlagen und zum anderen der Keller für die Kunst – für meine Frau.” Beides, Kunst und Wein, durften die Gäste genießen, und dazu noch die Chansons und das Essen – das Galadiner im Rahmen der Glorreichen Rheingau Tage war ein Abend für alle Sinne. Die perfekt geschulte Kochmannschaft von Spitzenkoch Patrik Kimpel erlaubte den Gästen exzellente Geschmackserlebnisse und das Serviceteam des Restaurants Kronenschlößchen sorgte für ein Rundum-Wohlgefühl. Zu jedem Gang hatten Hausherr Peter Winter und sein Gutsverwalter Alf Ewald den passenden Wein ausgewählt.

Edle Weine

“Empfangen wurden die Gäste mit einem 2007er M&A Auxerrois Sekt Extra Brut. Die von Künstlerin Brigitte Wachendorff geleitete Führung durch den Kunstkeller begleitete Peter Winter mit einer Weinprobe. Höhepunkt der drei vorgestellten Weine war ein 1976er Hattenheimer Nußbrunnen Riesling Beerenauslese. Zum ersten Gang des Galadiners – Eismeer-Lachsforelle mit Erbsencreme, geräucherter Paprikatapenade und Speckschaum – wurde ein 2009er Hattenheimer Wisselbrunnen Riesling Erstes Gewächs serviert. „Ein filigraner Wein”, urteilte Alf Ewald und war sich einig mit Helge Hagen, Sommelier des Kronenschlößchens, der einige Weine gemeinsam mit ihm vorstellte. Es folgte ein 2008er Hattenheimer Hassel Kabinett trocken, dessen besondere Mineralität Alf Ewald hervorhob. „Der Wein hat 10,5 Vol% Alkohol. Davon können Sie drei Gläser trinken. Einen solchen Wein finden Sie nur in Deutschland.” Ingrid Datt, Fachfrau vom VDP Rheingau, war zunächst etwas skeptisch, zeigte sich aber dann begeistert, wie gut dieser Kabinett zum zweiten Gang passte: Heilbutt mit Nußbutter, Petersilienwurzel, jungem Lauch und Hummersauce.

Zum Hauptgang – Hirschrücken mit Feigenkrokantkruste, Balsamico-Rotkohl und kleinem Leberknödel – wurde ein 2008er Hattenheimer Engelmannsberg Spätburgunder Erstes Gewächs gereicht. “Riechen Sie in das Glas”, riet Alf Ewald. “Wer immer noch der Meinung ist, in Deutschland könne man keinen Rotwein machen, komme nachher zu mir.”

Die Gerichte waren nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch eine Augenweide. Das gilt auch für das Dessert: Gâteau von Mandel mit Schokoladenknusper, Birne, karamellisierten Salzmandeln und Sorbet. Zu dem malerischen und leckeren Arrangement wurde als Dessertwein ein 2007er Hattenheimer Wisselbrunnen Riesling Trockenbeerenauslese gereicht. “Dieser Wein hat alle Auszeichnungen erhalten”, erklärte Peter Winter. Die größte Auszeichnung ist die Goldmedaille der AWC Vienna International Wine Challenge.

Überraschung auf Chinesisch

Vor dem Dessert gab es eine Überraschung, als Nanette Scriba dem Wunsch nach einer Zugabe folgte. Für zwei amerikanische Gäste, die etwas später zum Galadiner kamen, weil sie zuvor in Frankfurt noch die Oper besucht hatten, sang sie eine Opernarie aus “Carmen”. Schließlich überraschte sie die Gäste mit einem chinesischen Lied. Sichtlich entzückt lauschten die Chinesen im Publikum dem Gesang. Das hatten sie an einem solchen Abend im Rheingau sicher nicht erwartet. Nanette Scriba erklärte, wie sie zu diesem Lied in ihrem Repertoire gekommen war. 1994 war sie auf Einladung des Goethe-Instituts Gast in einer chinesischen Fernsehshow in Peking. Bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen erfuhr sie, dass sie nicht nur, wie ursprünglich abgesprochen, eines ihrer eigenen Lieder in der Show singen sollte, sondern auch das Eröffnungslied in chinesischer Sprache. Da sie kein Wort Chinesisch sprach, büffelte sie die ganze Nacht mit einer Chinesin in ihrem Hotelzimmer dieses Lied, was übersetzt den Titel trug: “Freunde, der Bildschirm führt uns alle zusammen.” Sie muss es so intensiv gelernt haben, dass sie es 16 Jahre später noch auswendig und perfekt vortragen konnte. Nicht nur die chinesischen Gäste waren restlos hingerissen. Und so klang ein überaus gelungener, von Peter Winter und Elvira Mann-Winter organisierter Abend harmonisch aus. Die Gäste hatten nicht nur viel Lob für das ausgezeichnete Essen, die hervorragenden Weine, die Chansons und die Kunst, sondern auch für die angenehme Atmosphäre.

> Rheingau Echo 11/10

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