AZ Mainz / Wiesbadener Tagblatt

In der Altstadtgalerie Lehnert in Mainz verbinden sich bei der Ausstellung „Movimento“ die tiefgründigen, figürlichen Aquarelle von Nanette Scriba, die die Schönheit und den Moment zelebrieren, mit den ironischen, beweglichen „LowTech Instruments“-Skulpturen von Charly-Ann Cobdak, die den Betrachter in eine Welt voller Erfindungsgeist und spielerischer Technik entführen.

ALTSTADTGALERIE Dynamische Arbeiten von Nanette Scriba und Charly-Ann Cobdak

Fasziniert von der Bewegung

Von Angelika Wende

MAINZ. „Movimento“, Bewegung ist der Titel der aktuellen Ausstellung in der Altstadtgalerie Lehnert. Hier treffen zwei künstlerische Positionen aufeinander, wie sie verschiedener nicht sein können, und dennoch korrespondieren die Werke auf eine sinnhafte Weise miteinander. Zu sehen sind neue Originale der Mainzerin Nanette Scriba und faszinierende Maschinen mit dem Titel „LowTech Instruments“ der Münchner Künstlerin Charly-Ann Cobdak.

Leicht muten sie an, die Bilder der Scriba, und doch findet man etwas Hintergründiges, Tiefes in ihnen. Auf Leinwand und Papier zeigt sich eine in zarte Tönung getauchte inszenierte Welt des Figurativen. Die Protagonistinnen, Mädchen und junge Frauen, deren Heimat die Insel Maio ist, posieren Modellen gleich, sind sich ihrer Schönheit bewusst. So wirkt auch die Bewegung der Figuren wie eine bewusst gesetzte Pose, verbindet sich harmonisch mit dem Spiel von Licht und Schatten und der Intensität der Farben. Scriba scheint fasziniert von der Geduld der Bewegung, vom Innehalten, vom memento mori, zitiert das Bild für Bild, leise, ohne aufdringlich zu sein. Und so sind ihre Bilder ein von Schönheit getragenes malerisches Einverständnis mit dem Moment – und das ist viel.

Spielerische Leichtigkeit, kluge Ironie und eine Leidenschaft für Maschinenteile und deren Konstruktion zum sich bewegenden Ganzen dominieren das Werk von Charly-Ann Cobdak. Hier nimmt die Lust am Erfinden Gestalt an. Und so kommen sie daher, ihre „LowTech Instrument“-Skulpturen, wie dem Erfindergeist entsprungen, maschinelle Zeugen eines Geistes, der die Lust am Bewegten verbindet mit der Lust am Erzählen. Die Maschinen tragen Titel wie „Kunstkritiker“, „Moving Sculpture“, „Kongolesische Buschmusikanten“ oder „Tschaikowsky-Maschine“. Sie drehen sich, lassen Stimmen hören, machen Geräusche und spielen Musik.

Das ist ein Sammelsurium von gefundenem und zusammengefügtem, was nicht zueinander passt und doch im Kontext ein facettenreiches, stimmiges Ganzes ergibt und immer bewegt sich das Ganze. Die Inspirationsmaschine für blockierte Schriftstellerinnen „Die Klone der Bronte-Schwestern“ fordert gar den Betrachter selbst zur Bewegung heraus, dialogisiert auf der Ebene von Körper und Geist, erfordert ein Bücken, um durch ein kleines Loch die sich um sich selbst drehende Schriftstellerin zu sehen. Cobdaks Fantasie kennt keine Grenzen, ihre Ironie ist sprühend und ihr handwerkliches Können beeindruckend.

Bis 7. September, Mo bis Fr 11 bis 18.30 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr.

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